19. September 2022 | Ich bin Hieber
Tobias Hofmann
BIERBRAUER AUS LIEBE ZU
HANDGEMACHTEM GESCHMACK
Sein Arbeitstag beginnt, lange bevor die ersten Kunden kommen: Um 5 Uhr steht Tobias Hofmann schon in der HIEBER Hausbrauerei in Lörrach. Gemeinsam mit seinen drei Kollegen sorgt er dafür, dass das HIEBER Marktbier täglich frisch gebraut wird – und das heute noch nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516.
Was war der Grund, dass Sie Brauer gelernt haben? Das ist ja schon ein eher seltener Beruf. Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes machen. Mein erster Berufswunsch war es, in den gehobenen Polizeidienst zu gehen. Allerdings wurden damals nur sehr wenige Kandidaten aufgenommen, sodass ich mich dann doch nicht beworben habe. Mein Vater machte mir den Vorschlag, dass ich doch Brauer lernen könnte. Und das klang interessant, obwohl ich Bier gar nicht so mochte. Das war mir zu bitter.
Warum haben Sie es dennoch gemacht? Ein Gedanke war, dass ich mir als Brauer ein Bier machen kann, das mir schmeckt. Aber schon in der Ausbildung habe ich entdeckt, wie groß die Vielfalt ist. Da haben wir viele verschiedene Biere kosten müssen, um die Bandbreite an Bieren kennenzulernen. Zu meinen Favoriten zählt das Steinbier aus Bamberg. Da werden heiße Granitbrocken in die Sudpfanne gelegt, die dafür sorgen, dass der Malzzucker ein bisschen karamellisiert. Das schmeckt dann ein wenig nach Karamell.
Wann sind Sie zu HIEBER gestoßen? Im Frühjahr 2020. Dabei hatte ich nach der Meisterschule andere Pläne: Ich wollte zu einer Brauerei nach Sydney, es war alles geklärt. Aber dann gab es rund um Sydney riesige Waldbrände, auch Teile der Brauerei brannten ab. Daher zerschlug sich das, und ich habe nach einem Job gesucht. Und so bin ich kurz vor Corona aus München nach Lörrach gekommen.
Als Brauer bei einem Lebensmittelhändler. Das ist doch ungewöhnlich? Ich bin nicht ganz sicher, aber so was gibt es in Europa oder zumindest in Deutschland bestimmt kein zweites Mal. Das ist etwas ganz Besonderes, wir sind ein Unikat: eine Brauerei fast mitten in einem Markt. Man kann uns in Lörrach sogar bei der Arbeit zuschauen.
Wie sieht Ihr Arbeitstag aus? Wir brauen jeden Tag – also von Montag bis Freitag. Da fangen wir morgens um 5 Uhr an und starten den Sud. Der läuft dann schön vor sich hin. Später muss die Hopfengabe gemacht werden und gegen 10 oder 11 Uhr wird ausgetrebert. Sprich, da werden die Spelzen von der Flüssigkeit getrennt. Zwischendurch werden Proben genommen, Werte kontrolliert und der Geschmack getestet. So um 12 Uhr ist das Bier im Sudhaus fertig. Dann kommt es in den Tank im Keller, die Hefe wird dazugegeben – und dann ruht es. Wir reinigen dann das Sudhaus und bereiten den Brauvorgang für den nächsten Tag vor.
Die HIEBER Hausbrauerei bietet aufgrund ihrer Größe bestimmt Möglichkeiten, neue Sorten auszuprobieren? Ja. Und wir haben vor wenigen Tagen eine neue Sorte geschaffen – mit einem besonderen Hopfen. Das Bier hat einen leicht sahnigen Körper und Geschmacksnoten von dunkler Schokolade. Wie das ankommt, wissen wir noch nicht. Das werden wir testen. Aber ich finde es spannend, wie vielfältig Bier schmecken kann.
Sie haben recht früh Feierabend, weil sie früh beginnen. Gibt es trotzdem ein Feierabendbier – und welches dann am liebsten? Nein. Wenn ich nach Hause komme, lege ich mich am liebsten in die Wanne und entspanne. Bier – oder Alkohol allgemein – trinke ich nicht allein zu Hause. Ich muss während der Arbeitszeit immer wieder Bier probieren, das reicht. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, wir Grillen oder ich bei meiner Familie in München bin, dann trinke ich gern ein oder zwei Halbe oder ein Weizenbier. Ansonsten am liebsten Wasser.